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Frauen in der Bekleidungs- und Schuhindustrie: Der Arbeitsplatz wird zum gesundheitlichen Risiko

Um ein geschlechtersensibleres System für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit zu schaffen, haben unsere Partnerorganisationen Cividep (Indien) und das Trade Unions Right Center (TURC, Indonesien) jeweils eine Studie über die spezifischen Risiken für Frauen in der Arbeitswelt durchgeführt.  

Eine der häufigsten Gefahren für die Gesundheit von Frauen am Arbeitsplatz sind die hohen, oft unrealistischen Produktionsziele. Sie zwingen Arbeitnehmerinnen dazu, Pausen zu vermeiden und einen langen Arbeitstag n einer starren Haltung zu verbringen. Dieser Stress und der Mangel an Ruhe führen auch zu einem höheren Risiko von Arbeitsunfällen wie Augenverletzungen, Verbrennungen oder Prellungen. Eine von TURC befragten Arbeitnehmerin berichtete von einer Fehlgeburt infolge eines Sturzes bei der Arbeit.  

Cover Worn out for Fast FashionUnter den arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken wurden in den Studien von Cividep und TURC mehrere Risikobereiche identifiziert, z. B. Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats oder der reproduktiven und psychischen Gesundheit. Geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung, Unterernährung und Dehydrierung oder der Kontakt mit gefährlichen Arbeitsmaterialien erhöhen die Gefährdung. Diese geschlechtsspezifischen Risiken werden durch den unzureichenden und unangemessenen Zugang zu kostenloser oder erschwinglicher Gesundheitsversorgung noch verschärft. Die Folge: Arbeitnehmer*innen geben 25-30 % ihres Lohns für die Gesundheitsversorgung aus. 

Die Untersuchungen von TURC haben auch die Lage der Heimarbeiter*innen in der Schuhindustrie in den Blick genommen und damit die Bedeutung von Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz einmal mehr betont. Heimarbeiter*innen haben oft keinen Arbeitsvertrag und sind daher rechtlich nicht als Arbeitnehmer*innen und den damit verbundenen Rechten anerkannt. Dies ist ein wichtiger Aspekt, den es für einen umfassenderen geschlechtsspezifischen Arbeitsschutz zu berücksichtigen gilt. 

Die Studien belegen darüber hinaus, dass ein geschlechtergerechtes System für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz dringend erforderlich ist. Dabei müssen die mehrdimensionalen Marginalitäten an der Schnittstelle von Geschlecht, Migrationsstatus, Behinderung, Arbeitsstatus und vielen anderen Faktoren berücksichtigt werden. Nur durch ein koordiniertes Vorgehen und die gemeinsame Verantwortung aller relevanten Akteure in der globalen Lieferkette lässt sich dies erreichen.  

Mehr erfahren in den beiden Studien, die dieser Report zusammenfasst.

Thema
Gendergerechte Gesundheitsschutz
Details
2024, Englisch, 12 Seiten, DIN A4
Download
Worn out for Fast Fashion PDF, 7,5 MB

 Die Baselinestudien für diesen Report

 

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